Mein Name ist Lea, ich bin 24 Jahre alt und komme aus dem schönen Rheinland-Pfalz.
Schon als Kind hatte ich extremere Ängste als andere. Ich ging nicht auf Kindergeburtstage, spielte im Kindergarten selten mit anderen Kindern und wollte, bis ich 13 Jahre alt war nicht außer Haus übernachten.
Ich kann mich an eine Situation erinnern, da saß ich auf meinem Bett und wollte nicht schlafen. Als meine Mutter nachfragte, was los sei, erzählte ich ihr, dass ich Angst habe, einzuschlafen. Was ist, wenn ich nicht mehr aufwache?
Diese Gedanken beschäftigten mich schon in der Kindheit. Vom Kindergarten bis in die weiterführende Schule erfuhr ich Mobbing. Ich hatte Platzwunden, durch Schläge auf meinen Kopf. Ich aß in den Pausen immer alleine und fand nur schwer Anschluss.
In der Grundschule sagten mal 2 Mädchen
„Wir hassen sie, aber warum keine Ahnung“.
Jedes Mal war ich an der Reihe. Ich ertrug das Ganze wortlos und erzählte niemandem etwas davon. Meine Familie bekam das irgendwann mit, als ich nicht mehr in die Schule wollte, immer Bauchschmerzen hatte oder meine Haare nicht mehr kämmen ließ.
Lehrer unternahmen nichts, bis zur 6. Klasse. Dann traf ich auf einen Lehrer, der hinter mir stand und das ganze stoppte. Plötzlich hatte ich Freunde und ich war froh über jeden einzelnen. Hauptsache ich war nicht mehr alleine.
Ein großer Punkt in meinem Leben, der bis heute alles veränderte, war meine aller erste Beziehung.
Damals kam mir alles normal vor. Diese ungesunde und einengende Liebe. Die Beziehung hielte 5 Jahre. Ich gab meine Hobbys auf und lebte für ihn.
Mit 14 Jahren war ich irgendwie erwachsen und spielte eine Art Mutterrolle.
Heute weiß ich, dass man meistens auf unsichere Menschen trifft, wenn man selbst unsicher ist. Damals habe ich mir keine Gedanken darum gemacht, was das Ganze mit mir machen wird. Über 4 Jahre gab es ein hin und her von gut und böse. Schlagen, Treten, Würgen, sexuelle Nötigung, Einsperren und bloß nichts falschen sagen. Nach jedem Mal zeigte man mir ein bereuen und gab mir eine Entschuldigung. Dieses toxische Verhalten machte mich zu einem Menschen, der ich damals nicht war.
Ich baute mir ganz automatisch eine Schutzmauer auf und entwickelte selbst Borderline. Ich musste mich anpassen und mein Körper konnte nicht mehr reagieren, wie er gerne reagieren würde. Meine Emotionen habe ich unterdrückt, niemandem etwas erzählt und heute weiß mein Körper einfach nicht mehr wie er, welche Emotionen im normalen Maß zeigen kann. Es ist sehr schwer, das Ganze aufzubrechen, es braucht Zeit.
Ich fand 2019 den Absprung, indem ich mich einer Person öffnete und sie mir entgegenbrachte, dass das keine gesunde Liebe ist. Im Inneren wusste ich das, aber irgendwie konnte ich das nicht sehen und machte mir auch gar keine Gedanken darum.
Ich war so in diesem toxischen Bann rein gezogen worden, dass ich selbst gar nicht mehr wusste, wer ich war, was ich will und wie sehr mir das Schaden wird.
Die posttraumatische Belastungsstörung.
Unsicher, verletzt und ängstlich. Verbunden mit Gedanken und körperlichen Symptomen. An einem Tag gehts mir gut und am anderen wieder schlecht. Die Stimmung am Tag kann stündlich wechseln.
Ich leide unter dissoziativen Anfällen.
Durch verschiedene Trigger werde ich in einen Zustand versetzt, in dem ich gefühlt der Mensch bin von früher.
Die Person, die vor mir steht, ist nicht mehr diese und ich werde sehr wütend. Ich schreie, weine und werfe Dinge herum. Irgendwann werde ich ruhig und realisiere mein Verhalten und fahre runter. Ich schäme mich dafür, weil ich eigentlich gar nicht so sein will, aber es passiert einfach.
Die Emotionen werden so stark, dass es sich zerreißend anfühlt. Bin sehr schnell gereizt und habe immer eine Grundanspannung in mir, die sehr anstrengend ist. Das ist das Zusammenspiel mit Borderline.
In der Zeit zwischen 2019 und 2021 ging es mir bedeutend besser. Die Beziehung fiel weg und ich konnte mein Leben genießen. Natürlich waren die Ängste noch da, aber ich machte weiter und verdrängte das ganze Problem der letzten Jahre. Weiter machte ich mir darum keine Gedanken.
Als dann 2021 mein Großvater starb, brachte dies das Fass zum überlaufen. Plötzlich hatte ich Angst vor einzelnen Körperteilen, hatte Angst zu ersticken und bekam diverse körperliche Symptome. Hier ein Kribbeln, dort ein Taubheitsgefühl. Das machte mir jedes Mal Angst und ich dachte manchmal, ich bin schwer krank.
Ich bekam Atemprobleme, konnte kaum noch durchatmen, Herzstolpern und Herzrasen, einen Blähbauch und starke Schmerzen. Mein ganzer Körper fühlte sich schwer an und tat weh. Mein Blutdruck war sehr niedrig und ich hatte Schwindel. Blass war ich dazu und ich lag fast nur noch. Kleinste Anstrengungen wie längeres Laufen oder etwas tragen machten mir direkt Atemprobleme. Ich wollte nicht mehr weg von zuhause und konnte nicht mehr arbeiten.
Das war der Punkt, an dem ich wirklich dachte ich, sterbe.
Meine Gedanken drehten sich nur noch um meine undefinierbaren Symptome. Von einem Arzt zum anderen und keiner konnte etwas finden.
Irgendwann kam ich auf das Thema Histamin und stellte mich einem Heilpraktiker vor. Er konnte dies sehr schnell bestätigen und ich bekam Nahrungsergänzungsmittel, welche das Histamin halfen abzubauen.
Mit einer Ernährungsumstellung, mehreren Tests auf Histamin, SIBO und dem Darmmikrobiom kann ich heute weitgehend wieder leben. Die starken Symptome haben nachgelassen, aber sind noch vorhanden. Ich komme nur besser damit zurecht und die Intensität nahm ab.
Mein Leben ist wesentlich ruhiger geworden und von Menschen geprägt, die mir guttun. Ich bin in der Ernährung stark eingeschränkt und mein Körper reagiert weiter auf alle Reize. Ein 9-wöchiger Rehaaufenthalt letztes Jahr war sehr anstrengend aber setzte mir eine Grenze. Ich wurde arbeitsunfähig entlassen und habe nun Zeit an mir und meinem Körper zu arbeiten und mich auf mich zu konzentrieren.
Ich mache weitere Tests auf verschiedene Ursachen, die mein erhöhten Histaminwert im Blut auslösen. Aber eins weiß ich. Mein Nervensystem ist durch die letzten Jahre total überreizt. Schon immer lebe ich ein Leben im Kampf und merke, dass der Körper nicht mehr kann. Das Ganze hat sich stark bemerkbar gemacht und das möchte ich so nicht mehr. Ich bin weiter in Psychotherapie und eventuell gibt es nochmal einen Tagesklinikaufenthalt für mich.
Das alles mache ich aus eigenem Interesse. Um wieder zu mir und meinem Lebens- und arbeitsfähigen Leben zurückzukommen.
Heute achte ich sehr stark auf mich, mache überwiegend Dinge, die mir guttun und höre weniger darauf, was andere möchten. Lasse Menschen los die mir nicht guttun und zwinge mich zu nichts mehr. Meine Bedürfnisse sind die wichtigsten. Das auszuhalten und sich auf diese Art zu verändern dauert und braucht Mut. Auch bei mir klappt es nicht immer, aber Übung macht den Meister.
Ich baue mir meine eigene Selbstständigkeit auf. Mein Trauma und mein Weg zu meiner Ressource zu machen, mit der ich für mich und mit anderen arbeiten kann, macht mich sehr glücklich. Ich möchte anderen Menschen Mut machen, ihren Weg zu gehen und glücklich zu werden.
Niemand hat das Recht, einen Menschen kaputt zu machen oder ihn schlecht zu behandeln.
Du darfst dich wehren! Etwas, was ich lernen musste…
Ich bin erst 24 Jahre alt, aber ich weiß wie es ist am Boden zu sein und niemals aufzugeben und das schaffst auch du!
Liebe Lea Ich möchte mich ganz herzlich bei dir bedanken, dass du so offen über deine Gefühle und Erfahrungen gesprochen hast. Dein Mut wird anderen sicher helfen auch mutig zu sein.
"Gib niemals auf, auch wenn es nicht immer einfach ist."
Ich wünsche dir die Stärke und den Mut deinen Weg weiter zu gehen.
Liebe Grüße Marion
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Hinweis:Dieser Bericht ist ein Erfahrungsbericht und ersetzt keine professionelle Beratung oder Behandlung. Bei Verdacht auf eine Borderline sollte immer ein Arzt oder Psychotherapeut kontaktiert werden.